Wissenswertes über Franzensdorf
Kimmerleinsdorf
Der Eisstoß
Wie kam es, dass ein ganzes Dorf im Marchfeld zerstört wurde?
Was geschah am 1. März 1830?
Warum wurde Kimmerleinsdorf nach der Zerstörung wieder aufgebaut und erlitt nicht dasselbe Schicksal wie andere zerstörte Dörfer im Flachland östlich von Wien, die heute von der Landkarte verschwunden sind?
Warum wurde das Dorf nach dem Neuaufbau in „Franzensdorf“ umbenannt?
Heute ist so ein Winterhochwasser der Donau, wie es dies z.B. 1830 gegeben hat, fast nicht mehr vorstellbar. Die Donau ist im Bereich von Wien reguliert und die Anrainer sind durch Dämme größtenteils von Überflutungen geschützt. Außerdem wird die Donau heute für die Schifffahrt so weit eisfrei gehalten, dass ein so gewaltiger Wasserstau durch Eismassen verhindert wird. Im extrem kalten Winter 1829/1830 war jedoch die Donau fast bis zum Grund gefroren. So wird zumindest berichtet. Und das über einige hundert Kilometer. Das Ende Februar 1830 einsetzende Tauwetter kam vom Westen. Somit war es in Wien noch gefroren, als es z.B. in Linz bereits taute. Das Wasser drängte nach, staute das Eis in hohen Türmen auf. Die Donau trat über die Ufer. Wenn es dann endlich durchbrechen konnte, waren die nächsten Orte mit noch gewaltigeren Überschwemmungen dran.
So wurde berichtet, dass es in den letzten Februartagen im Jahr 1830 großräumige Überschwemmungen in Wien gab (z.B. in der Leopoldstadt). Am 28. Februar 1830 wird hier vom Abfließen des Wassers berichtet. Jedoch war bei Stadlau der Hauptstrom der Donau (das war damals die heutige „Alte Donau“) dermaßen mit Eismassen verstopft, dass sich das Eiswasser einen anderen Weg suchte: von Leopoldau unter anderem über Breitenlee, Raasdorf/Pysdorf, Markgrafneusiedl, Großhofen, Glinzendorf, Rutzendorf, Kimmerleinsdorf, Breitstetten, Haringsee, Straudorf, Wagram bis es dann bei Stopfenreuth wieder ins Flussbett zurückfloss.
Ich habe eine kleine Skizze angefertigt, wie das Eiswasser der Donau vorübergehend einen neuen Weg durch das Marchfeld nahm. In diesem Bereich ist von großräumigen Überflutungen auszugehen:
Manche Orte hatten Glück und wurden vom Hochwasser weniger in Mitleidenschaft gezogen, weil sie abseits des Haupt-Eisstroms und/oder etwas höher gelegen waren. Zumindest leichte Überschwemmungen gab es jedoch so gut wie in jedem Ort. In den meisten Orten im Marchfeld stürzten Häuser ein, weil sie aus nicht gebrannten (Lehm-)Ziegel gebaut waren, die sich im Wasser aufweichten. So wurde das Haus nach einiger Zeit im Wasser instabil und fiel zusammen. Je höher das Wasser stand, desto schneller stürzte ein Haus ein. Meist waren nur wenige Häuser im Dorf aus gebrannten Ziegeln gebaut (Kirche, Pfarrhaus, Schule, Gasthaus).
In Kimmerleinsdorf kam das Wasser am Vormittag des 1. März 1830 (also nicht in der Nacht). Das war ein Vorteil, weil die Bewohner nicht im Schlaf überrascht wurden. Andererseits kam das eisige Wasser aber so schnell (zwischen 10:00 und 10:30 Uhr stieg das Wasser auf ca. 2,8 m), dass für die Rettung des Viehs oder der Habseligkeiten keine Zeit mehr blieb. Es wird berichtet, dass an diesem Montag Vormittag 12 Bewohner von Kimmerleinsdorf starben. Meist, weil sie noch Hausrat oder Vieh retten wollten, gebrechlich waren oder von einstürzenden Wänden oder Decken erschlagen oder eingeklemmt wurden. So ertrank beispielsweise Leopold Unger, der ca. 80-jährige Vater des Ortsrichters, in seiner Bienenhütte, weil er die Bienenstöcke höher stellen wollte.
Wie durch ein Wunder konnten sich die meisten Bewohner selbst retten bzw. konnten durch andere Ortsbewohner, oft in letzter Sekunde, gerettet werden (eine Zille war im Ort vorhanden, die von 2 geschickten Knechten gesteuert wurde.). Hab und Gut sowie ein großer Teil des Viehs kam in den Fluten um (insgesamt mehr als 55 Pferde, 100 Rinder, 400 Schafe, 100 Schweine) bzw. wurde vom Wasser weggeschwemmt (Hühner, Enten, Gänse, usw.). Fast alle Häuser stürzten innerhalb weniger Stunden in sich zusammen. Fremde Hilfe war vorerst nicht möglich, da man aufgrund des eisigen Hochwassers und des Wetters in den ersten Tagen nach dem Unglück den Ort nicht erreichen konnte. Außerdem waren die Nachbarorte auch vom Hochwasser betroffen. Es wird berichtet, dass die ersten Helfer aus Probstdorf mit Zillen kamen. Sie brachten Lebensmittel und nahmen einige Kinder auf. Die Herrschaft Orth half mit Sachspenden (Lebensmittel, Decken,…) und später mit Saatgut.
Laut Bericht des Ortsrichters Michael Unger kamen folgende 12 Ortsbewohner am 1. März 1830 ums Leben. Wie viele Einwohner aufgrund von direkten Folgen des Eisstoßes, wie Unterkühlung, Krankheit, Seuchen (z.B.: Cholera), schweren Verletzungen usw. in den Wochen und Monaten danach ums Leben kamen, ist nicht überliefert.
Haus-nummer | Personen-anzahl | Wer | Todesursache |
29 | 1 | Leopold Unger (78 – 80 Jahre) | Der ehemalige Dorfrichter und Vater des Ortsrichters Michael Unger ertrank in der Bienenhütte, wo er die Bienenstöcke höher stellen wollte. |
15 | 1 | Anton Reiter (wahrscheinlich 53 Jahre) | Er ließ noch die Kühe ins Freie, ertrank dann aber mit den Kühen in den eisigen Wassermassen. |
13 | 4 | Angehörige von Johann Dienst: Elisabeth Dienst (Gattin, 47 Jahre), ihre Mutter (87 Jahre) und 2 Kinder (Mathias, 9 Jahre und Agatha 7 Jahre) | Johann Dienst konnte wegen des Hochwassers nicht mehr von der Arbeit bei der Herrschaft Rutzendorf nach Hause kommen. Seine Angehörigen wollten noch Hausrat ins Trockene bringen und ertranken als das Haus einstürzte. |
8 | 2 | Elisabeth Zuditsch (55 Jahre, Mutter des Hausbesitzers Mathias Zuditsch) und ihre Schwester Magdalena Babitsch (65 Jahre) | Die 2 Frauen wollten noch Hausrat ins Trockene bringen und ertranken als das Haus einstürzte. |
4 | 1 | Eva Blatt (wahrscheinlich 29 Jahre, Schwägerin von Franz Kern) | Sie wurde in der Stube von der einstürzenden Mauer und Decke eingeklemmt. Sie konnte nicht mehr rechtzeitig befreit werden und ist ertrunken. |
47 | 1 | Simon Ankowitsch (64 Jahre) | Der „betagte“ Vater des Hausbesitzers war so gebrechlich, dass er nicht auf den Dachboden gebracht werden konnte. Er ertrank im Haus. |
45 | 2 | Jacob Simonitsch (wahrscheinlich 63 Jahre) und Barbara Simonitsch (wahrscheinlich 65 Jahre) | Die beiden Hausbesitzer sind unter den Trümmern ihres eingestürzten Hauses ums Leben gekommen. |
Dr. Franz Sartori (1782 – 1832; österreichischer Schriftsteller, Herausgeber und Direktor des Bücher-Revisionsamtes) bereiste einige Wochen nach dem Winterhochwasser (Eisstoß) das Marchfeld und beschreibt in seinem Buch: „Wien’s Tage der Gefahr! 1830 – Eine authentische Beschreibung der unerhörten Überschwemmung Wien’s“ (Verlag Carl Gerold) auch das Elend in dem zerstörten Ort Kimmerleinsdorf.
Hier ein kleiner Auszug daraus:
Wer Kimmerleinsdorf (ein Dorf im Marchfelde, 5 Stunden von Wien1), mit 62 Häusern, wovon 58 zu Grunde gingen) nach der Überschwemmung nicht gesehen hat, weiß selbst, nachdem er die schrecklichen Verheerungen der bisher genannten Orte erblickt, doch kaum, wie groß menschliches Elend steigen könnte. Ich habe die Bereisung des Marchfeldes der traurigen Wirkungen der Überschwemmung so manche gesehen, ich war erschüttert bei den Jammerszenen anderer Ortschaften, aber in Kimmerleinsdorf brach mir das Herz, ich hatte keine Träne mehr für so viel Unglück, das diese Jammerstätte traf. Nach mehreren Wochen traf ich noch Wasser im Orte. Ein gebrechliches Fahrzeug führte mich bis zur Kirche. Unken und Kröten sind die Grabmusik des hingeschiedenen Wohlstandes der Bewohner; der Ort, nicht doch, der Schutthaufe der zerstörten Häuser steht noch immer versumpft, ohne Hoffnung, dass das Wasser ablaufe (Man muss sich wohl vorstellen, dass diese Schilderung noch im Sommer 1830 geschrieben wurde). Vollendet ist das Elend dieser Gemeinde und dieselbe, so zu sagen, als aufgelöset zu betrachten. Das Hochwasser und die Eismassen haben nur die Kirche, das Pfarr-, Schul-, Wirts-, und ein einziges Bauernhaus verschont; aber auch von diesen war selbst am achten Tage nach dem Eisgange nur das Wirtshaus bewohnbar, obgleich es jeden Augenblick einzustürzen drohte. Alles Nutz- und Hausvieh ging bis auf sehr wenige Stücke verloren, alle Vorräte, Effecten, Werkzeuge usw. waren im Wasser unter dem Schutte der Häuser begraben, und da jeder Zugang zum Orte mit Lebensgefahr verbunden war, so blieben die Hilflosen auch ohne Hilfe der Nachbarschaft. Schmerzlicher fiel den Bewohnern der Verlust von 14 Personen aus ihrer Mitte. Der Sohn musste seinen Vater, der im Hausgarten die Bienenstöcke zu retten beflissen war, vom Dachgiebel aus von der Flut fortreißen sehen. Ein unglücklicher Vater sah sein Bestreben, seine elfjährige Tochter nach Einschlagung des Dippelbodens zu retten, vereitelt, indem er dieselbe durch die zu kleine Öffnung zu sich auf den Boden zu ziehen nicht im Stande war, und das Haus, während sein Kind ihn sehnlich bat, ihr mit der Hacke einen Arm abzuhacken, mit dem sie stecken blieb, zusammenstürzte, sein unglückliches Kind im Wasser begrub, und ihm selbst den Tod drohte.
Dr. Franz Sartori (1782 – 1832) „Wien’s Tage der Gefahr! 1830 – Eine authentische Beschreibung der unerhörten Überschwemmung Wien’s“ (Verlag Carl Gerold)
Am 5. März konnte man wegen des seit der Überschwemmung eingetretenen Frostes und des dadurch neu gebildeten Eises noch nicht nach Kimmerleinsdorf gelangen. Während dieser Zeit lebten die Bewohner ohne alle Zufuhr, und die wenigen Vorräte waren auch bald aufgezehrt. Später sandten die Gemeinde Schwadorf jenseits der Donau und die Herrschaft Orth Lebensmittel.
Kimmerleinsdorf liegt in einer Vertiefung. Als daher die Fluten heranrauschten, stürzten sie sich wie von einer Wehre herab über den unglücklichen Ort. Das Wasser stieg an manchen Stellen über 12 Schuh hoch, und man kann sich eine bildliche Vorstellung von der alles verheerenden Überschwemmung machen, wenn man die Tatsache sich genau zu Gemüte führt, dass man über die Kirchhofmauer mit Schiffen hinwegfuhr. In der Kirche selbst riss das Wasser die Altäre von den Wänden und zertrümmerte sie. An der inneren Rückenwand derselben steht die Wasserhöhe vom Jahre 1677 mit 5 Schuh 2 Zoll angegeben. In diesem Jahre stieg sie auf 6 Schuh 3 Zoll. Wäre hier das Wasser nächtlicher Weile gekommen, so wären alle Bewohner ohne Rettung verloren gewesen. Bloß durch den schnellen Überfall des Wassers sind die obigen 14 Personen zu Grunde gegangen, die übrigen wurden durch die beharrliche Kühnheit des Joseph und Michael Kommentitsch, Joseph Breitenlacher, Josef Grameritsch, und endlich des braven Ortsrichters, Michael Unger, welcher weder sich, noch die Seinigen achtete, und dabei sogar seinen 80jährigen Vater verlor, von den Dächern ihrer Häuser gerettet, die nun sämtlich bis auf einen Teil des Wirtshauses und des Pfarrhofes zusammengestürzt sind. In den Rettungsfällen wird der ausharrende Mut dieser Braven würdiger geschildert werden. Das Wirtshaus und der Pfarrhof war ihre Zufluchtsstätte. Jene, welche dort nicht Platz fanden, haben sich auf die kleinen Anhöhen gerettet, wo sie sich im Schnee eingruben, und darüber notdürftig Dächer anbrachten. Seitdem leben sie in eigenen, auf den Anhöhen gebauten Baracken, und scheinen teilnahmslos an allem, was um sie vorgeht, in dumpfer Gleichgültigkeit hinzustarren. Man sieht hier nur bleiche, tief gefurchte Gesichter, sie klagen nicht, sie betteln nicht, sie sinnen nur ihrem auf immer verlorenen Glücke nach, und sehnen sich nach der Gegend hin, wo ihre Wiege stand, die nun in einem faulenden Sumpfe für immer vergraben liegt.
Das Wasser stand im Dorfe noch lange 5 – 6 Schuh hoch. Deswegen wurden die Kinder und schwachen kranken Personen in den anliegenden Ortschaften untergebracht. Rührend ist die Sorgfalt unseres angebeteten Monarchen, der sogleich mit der scharfsinnigen Führsorge das Dorf auf einen anderen, der Gefahr weniger ausgesetzten Platz umzubauen befahl, und von der dazu abgeordneten Kommission die möglichste Beschleunigung der Ausführung wünschte.
Die benachbarten Gemeinden und Herrschaften haben Kimmerleinsdorf, so bald die Zufuhr möglich war, bedeutend mit Lebensmittel unterstützt, und die Regierung hat alles aufgeboten, um das harte Schicksal desselben zu lindern.
1) Anmerkung: Hier ist die Wiener Innenstadt gemeint, gefahren mit Pferdekutsche und Übersetzen der Donau mit Fähren. Heute ist die Stadtgrenze von Wien (22. Bezirk, Essling) in 10 Minuten erreichbar.
Interessant ist auch diese Textstelle im Kapitel „Einige Szenen aus der Überschwemmung auf Österreichs flachem Lande“
Unter den Ortschaften des Marchfeldes hatte sich das Unheil in einem furchtbaren Grade auch über Kimmerleinsdorf gewendet. Mehrere Personen fanden in jenen Schreckenstagen einen jammervollen Tod. Beinahe alles Vieh (Zug- und Schlachttiere), 60 Pferde, 150 Kühe, 250 Schafe ertranken, und beraubten durch diesen Verlust die Überlebenden einer wichtigen Erwerbsquelle. Alle 62 Wohnhäuser lagen bis auf einige gänzlich eingestürzt in schauerlichen Trümmern. In der schönen Pfarrkirche waren alle Altäre durch das bis 9 Schuh gestiegene Wasser umgestürzt und zerstört. Auf allen wankenden Dächern und erhöhten Mauerwerken rangen in jener Zeit der Not verzweiflungsvolle Menschen mit dem Tode. Aus jedem Fenster blickte ein leichenblasses, von Angst oder Hunger verzerrtes Gesicht. Wie lebendig Begrabene winselten Kinder und Greise, schwache Weiber und durch die Unmöglichkeit des Widerstandes wehrlos gemachte Männer. Jeder Augenblick bringt den Tod näher. Die nächste Minute kann den letzten Zufluchtsort der Unglücklichen, die letzte Freistätte, worin sie wie im Gefängnis liegen, zertrümmern. Diese riesenhafte Woge, welche sich dort eben näher und näher wie aus weitem Schlunde klaffend heranwälzt, kann es sein, die ihnen ein gemeinsames rauschendes Grab bettet.
Dr. Franz Sartori (1782 – 1832) „Wien’s Tage der Gefahr! 1830 – Eine authentische Beschreibung der unerhörten Überschwemmung Wien’s“ (Verlag Carl Gerold)
Horch! was tönt da durch die Brandung, wie Ruderschläge und Menschenstimmen! Jetzt biegt es um die große starre Scholle. Gott im Himmel! das ist Rettung! und worauf? ein einziges gebrechliches Fahrzeug ist’s. Und die kühnen Männer Kommentitsch, Breitenlacher und Grameritsch, die einzigen des Wasserfahrens kundigen Bewohner des Dorfes. Das ist Hilfe in der Not! Auch mehrere edle Bewohner der nahen Gemeinde Probstdorf folgten dem Beispiele der Edlen, dringen überall hin, wo Gefahr ist, und retten, wo die Rettung von den verzweifelnden bereits aufgegeben war. Hier klimmen sie mit Lebensgefahr zu Dächern empor, dort durchbrechen sie Fenstergitter und tragen die Befreiten auf ihren Armen in das rettende Fahrzeug! Und kaum verlassen an manchen Orten die Unglücklichen ihren früheren Zufluchtsort, horch! so dröhnt es hart hinter ihrem Rücken, und in Trümmer stürzt das letzte Mauerwerk, das ihnen bis zum entscheidenden Augenblick Asyl war und im nächsten Augenblicke jetzt unfehlbar zum Grabe würde.
Es gelang diesen Wackern, fünfzig Menschen zu retten. Kommentitsch selbst erfuhr bald hierauf die Folgen seiner unverdrossenen Anstrengung, denn sie warf ihn aufs Krankenlager. Erst nach dreiwöchentlichen Leiden gelang es dem bekannten rastlosen, mit Einsicht gepaarten Pflegeeifer der wohlehrwürdigen Barmherzigen Brüdern zu Wien, ihm mit Gottes Hilfe seine Gesundheit wieder zu schenken. Sein edles Bewusstsein war sicher der größte Trost in seiner Krankheit, und der Segen des Himmels, der jeder guten Tat folgt, geleitete ihn aus dem Hospital nach Hause.
Die Herrschaft Orth ließ in kurzer Zeit den unglücklichen Bewohnern Kimmerleinsdorfs alle mögliche Nahrung, wie auch Kleidungsstücke menschenfreundlichst austeilen.
Der Ortsrichter Michael Unger (Ortsrichter = etwa vergleichbar mit einem Bürgermeister) beschreibt als Augenzeuge die Zerstörung von Kimmerleinsdorf im Jahr 1830. Er dokumentiert die Todesfälle (darunter sein 80jähriger Vater) und macht auch eine Bestandsaufnahme über die Nutztierverluste in jedem Haus.
Seine Aufzeichnungen wurden Jahre später (1898) von Oberlehrer Josef Hartl gefunden und ergänzt. Hartl war zur Zeit des Eisstoßes 13 Jahre alt. Er war der Sohn des damaligen Lehrers Johann Hartl und konnte sich an die Ereignisse noch gut erinnern.
Blättern Sie im „Denkbuch über die Ereignisse und Begebenheiten des unglücklichen Eisganges am 1. März 1830 wodurch das alte Kimmerleinsdorf 9 Schuh hoch (etwa 2,80 m) unter Wasser gesetzt und ganz zerstört wurde“.
Veröffentlicht am 14. September 1930
Zeitungsartikel aus der „Kleinen Volks-Zeitung“ über die Denkmal-Enthüllungsfeier in Franzensdorf am 14. September 1930 (100 Jahre nach dem Eisstoß in Kimmerleinsdorf)